Geschichte des SAIV, gegründet 1867

Historisches Umfeld

Die Architekten und Ingenieurvereine entstehen in der Gründerzeit, als das Bürgertum in Mitteleuropa die kulturelle Führung übernahm, die breite Industrialisierung einsetzte und sich die großen politischen Strömungen des Liberalismus und des Sozialismus entstanden. Es war eine Zeit des Aufbruchs und der Erfindungen auf allen Gebieten.

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum ersten Weltkrieg, war für Bauleute und Auftraggeber eine aufregende Zeit voller Neuerungen. Die Industrialisierung sorgte fortwährend für neue unbekannte Bauaufgaben. Maschinen brachten Werkstoffe hervor, die handwerklich nicht herzustellen waren. Die Dampfmaschinen in Eisenbahnen und Schiffen veränderten die Verkehrsströme in Europa. Die Landschaft und Städte werden vermessen, einheitliche Maße werden eingeführt.

Die Finanzmärkte entwickelten sich und konnten immer größere Summen bereitstellen, insbesondere in Deutschland, das nach dem gewonnen Krieg von 1870/71 durch französische Reparationszahlungen riesige Summen in die Entwicklung der Infrastruktur investieren konnte.
Medizinische und biologische Erkenntnisse zur Hygiene, Trink- und Abwasser, erforderten neue Infrastrukturmaßnahmen.

Soziale Veränderungen, die Landflucht, führten zu rasantem Wachstum der Städte. Nachbardörfer wurden eingemeindet weil sie den Fortschritt, wie Straßenpflaster und Infrastruktur nicht finanzieren konnten. Wallanlagen und Stadttore werden niedergerissen weil sie der Stadtentwicklung im Wege sind, Parkanlagen, Zoos, Botanische Gärten entstehen.

Die Bauausführenden und ihre Auftraggeber standen im Wettbewerb um innovative Lösungen. Die klassischen geisteswissenschaftlichen Universitäten wurden durch neue Ausbildungsstätten für Ingenieurwissenschaften - Technische Hochschulen - ergänzt.
Der Beruf des Baumeisters, der bisher für Bauaufgaben zuständig war, veränderte sich und brachte neue Berufsbilder hervor; Architekt und Bauingenieur entwickelten sich als Berufe mit unterschiedlichen Ausbildungen und Aufgaben im 19. Jahrhundert.

Gebaute Beispiele in Augsburg aus der Gründungszeit

Stadtstrukturen:
Abriss der westlichen Stadtmauer 1866, Königsplatz 1869, Siebentischanlagen 1876, Oblatterwallstraße mit Kahnfahrt1879, Wittelsbacher Park1886, Elias-Holl-Platz1890.

Infrastruktur:
Hauptbahnhof 1846, Gaswerke 1848 und 1863 und 1912, Wasserwerk am Hochablass 1879, Localbahn1889, Telegrafie ab 1890, elektrische Straßenbahn1898, Lechkraftwerke mit Staustufen ab 1900, Kanalisation mit Klärwerk ab 1907.

Bauten für Kultur und Gesundheit:
Hauptkrankenhaus 1859, Justizpalast1875, Stadttheater 1877, Kurhaus Theater + Park1885, Stadtbibliothek1893, Stadtbad1903, viele Schulen ab ca 1900, Post an der Grottenau 1905.

Gewerbe und Industrie:
Textilviertel ab ca.1836 mit AKS, Fabrikschloss, Glaspalast, Ackermannsche Nähfadenfabrik 1863, Buntweberei Pfersee 1866, Einkaufboulevard Bürgermeister-Fischer-Straße und Bahnhofstraße ab ca. 1900, Wesselssche Schuhfabrik 1907, Eberle& Cie Pfersee 1907.

Wohnen und Verwaltung:
der gesamte Gebäude-Gürtel um Innenstadt und Jakobervorstadt. Insbesondere die Stadtviertel westlich der Innenstadt entlang der Bahn, von Oberhausen bis Göggingen, 1902 städt. Verwaltung, 1910 staatl. Bauamt.